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Ein Rechenzentrum auf dem Dorf versorgt Kunden auf der ganzen Welt

Vereinigte Stadtwerke bringen schnelles Internet aufs Land – Investitionsbank fördert Glasfasernetzausbau

Lesezeit: 4 Minuten

Kehrsen (LOZ/wre). Stephan Rakowski, Gründer und Inhaber von CSN-Solutions e.K., ist in Gudow geboren worden. Dass er sein Rechenzentrum in der 1.700-Einwohner-Gemeinde an der mecklenburgischen Grenze im Kreis Herzogtum Lauenburg betreiben würde, hätte er sich noch vor ein paar Jahren nicht vorstellen können. Zu langsam war das Internet dort.

Doch mit Hilfe der zinsgünstigen Darlehen der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) verlegte die Vereinigte Stadtwerke Media GmbH (VSM), eine Tochtergesellschaft der Vereinigte Stadtwerke GmbH (Ratzeburg, Mölln, Bad Oldesloe) Glasfaserkabel auf dem Lande. Der Eröffnung des Rechenzentrums in Gudow stand nichts mehr im Wege. Stephan Rakowski: „Bisher haben die Server für unsere Kunden — Kleinstunternehmen mit fünf Mitarbeitern bis Firmen mit einem Personalbestand von 2.000 Leuten — in Frankfurt/M. und Düsseldorf gestanden. Das wird dank der Zusammenarbeit mit der VSM bald der Vergangenheit angehören.“

Zusammen mit der CSN-Solutions e.K. freuen sich natürlich auch die Privatkunden in der Region über das schnelle Internet. Die VSM baut und betreibt ein Glasfasernetz mit Anschlüssen bis ins Haus. Standardleistung für Privatkunden sind 200 Mbit/s. Aktuell haben sich mehr als 35.000 Kunden für den Breitbandanschluss durch die VSM entschieden. Angeschlossen sind gut 28.000 Nutzer in mehr als 200 Kommunen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn – auch in den Städten Ratzeburg, Mölln und Bad Oldesloe. Durch Kooperationen mit den Stadtwerken Bargteheide und Neustadt in Holstein sowie den Versorgungsbetrieben Elbe GmbH wächst das Glasfasernetz auch über die bestehenden Versorgungsgebiete hinaus.

Matthias Schubert, Prokurist der VSM sagte: „Um wirtschaftlich zu arbeiten brauchen wir eine Mindestanschlussquote in den Ausbaugebieten. Die Landkreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn sind inzwischen flächendeckend erschlossen. Im ländlichen Raum haben wir eine Anschlussquote von knapp 70 Prozent, in unseren Städten rund 40 Prozent.“

Die VSM hat seit 2009 mehr als 100 Millionen Euro in den Breitbandausbau investiert und wird die Investitionstätigkeit in den kommenden Jahren fortsetzen. Die IB.SH steht dem Unternehmen als Finanzierungspartner zur Seite – gemeinsam mit ihren Bankenpartnern. „Die IB.SH unterstützt die Breitbandstrategie des Landes, bis 2025 ein flächendeckendes Gasfasernetz zu bauen. Im Gebiet der Vereinigte Stadtwerke sind wir dabei auf einem sehr guten Weg“, sagte Olaf Tölke, Leiter Infrastrukturfinanzierungen der IB.SH. „Schleswig-Holstein ist Vorreiter, was den Ausbau mit Glasfaser betrifft. Rund 25 Prozent der Haushalte haben bereits einen Glasfaseranschluss, der Bundesdurchschnitt liegt bei zwei bis drei Prozent“, so Tölke weiter.

Für Unternehmen hat das schnelle Internet auf dem Lande nach den Erfahrungen von Stephan Rakowski auch den Vorteil, einfacher Mitarbeiter zu akquirieren: „Die meisten Beschäftigten pendeln aus dem Umland zur Arbeit in die Städte, um günstiger wohnen zu können. Mit einem Rechenzentrum vor Ort entfällt die Fahrerei“, so Stephan Rakowski. Mittlerweile arbeiten acht Mitarbeiter sowie zwei Auszubildende für die CSN-Solutions e.K. Einen Zuwachs an Beschäftigten kann Schubert auch für die VSM bestätigen: „Bei der Gründung 2009 sind wir mit zwei Teilzeitkräften gestartet. Inzwischen sind 45 Mitarbeiter aus der Region in Nusse für die VSM tätig.“

Rakowski hatte das Unternehmen CSN-Solutions e.K. vor zehn Jahren gegründet und zunächst nebenberuflich betrieben, bis es ihn im Oktober 2011 zurück in die Heimat zog, um sich vollständig seiner Selbstständigkeit zu widmen. Zunächst war das Büro noch in der Hohe Luft 11 in Gudow, 2016 zog es aus Platzgründen um in die Kastanienallee 11 in Kehrsen, ebenfalls in der Gemeinde Gudow. Von hier aus werden mittlerweile 5.000 Kunden-Computer betreut. In den drei Serverräumen werden rund 150 Server betrieben, auf denen circa 3.000 virtuelle Server ihren Platz finden. „Für uns ist Sicherheit und Verfügbarkeit ein sehr wichtiges Thema“, so Rakowski. So laufen die Server permanent über eine Notstrombatterie. „Die hält nur 15 Minuten, aber bei Stromausfall starten unsere Generatoren innerhalb von drei Sekunden“, erklärt Stephan Rakowski stolz. Bis zu zwei Tage kann so die Stromversorgung aufrechterhalten werden. „Und wenn es länger dauert, kann ich schnell Diesel aus der Nachbarschaft nachordern, dann wäre zum Beispiel eine Woche auch kein Problem“, so Rakowski.

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Eine aufwendige Notstromversorgung soll das Rechenzentrum auch bei mehrtägigem Stromausfall am Laufen halten. Foto: W. Reichenbächer

 

Der Strom, der für das Rechenzentrum benötigt wird, stellt die Firma auch zu teilen selber her. Mit einem Windrad und Photovoltaik sowie Blockheizkraftwerken wird der Strom erzeugt. „Und die Wärme, die die Server erzeugen, nutzen wir ebenfalls für die Wärmerückgewinnung“, so Rakowski. Falls ein Server ausfällt, übernimmt ohne merkbare Unterbrechung ein anderer Server die Arbeit. Auch die Löschanlage ist ausgeklügelt. „Es darf nicht mit Wasser gelöscht werden. Falls es zu einem Feuer kommt strömt Gas aus, damit dem Feuer der Sauerstoff entzogen wird“, erklärt Rakowski. Man habe sich für ein ungiftiges Gas entschieden. „Das kostet zwar deutlich mehr, aber die Sicherheit der Mitarbeiter ist wichtiger“, schließt Stephan Rakowski ab.

Weitere Informationen zum Rechenzentrum gibt es hier: https://www.csn-solutions.de/