Arbeitslosenquote im Herzogtum Lauenburg weiter auf niedrigem Niveau
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 30. November 2017 11:11

Lesezeit: 6 Minuten
(LOZ). Im November ist die Zahl arbeitsloser Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg zum Vormonat geringfügig um acht gesunken und beträgt jetzt 5.301. Die Arbeitslosenquote liegt unverändert bei 5,2 Prozent. Das ist die niedrigste Arbeitslosenquote in einem November im Herzogtum Lauenburg seit Erhebung der Arbeitslosendaten auf Kreisebene 1997.
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Vor einem Jahr waren 5.365 Menschen arbeitslos gemeldet und damit 64 mehr als aktuell. Die Arbeitslosenquote lag seinerzeit bei 5,3 Prozent.
„Der Arbeitsmarkt präsentiert sich weiter in guter Verfassung. So hat sich die Zahl arbeitsloser Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg zum Vormonat zwar nur noch leicht verringert, liegt aber unverändert auf niedrigem Niveau. Einen stärkeren Rückgang gab es bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren. Die Unternehmen suchen weiter neue Mitarbeiter. Die Zahl der uns gemeldeten vakanten sozialversicherungspflichtigen Stellen liegt knapp über dem Wert des Vormonats und mit über dreizehn Prozent deutlich über dem Vorjahreswert“, so Dr. Heike Grote-Seifert, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe zu den aktuellen Arbeitsmarktdaten für den Kreis Herzogtum Lauenburg.
WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen) - Fachkräfte-Potentiale im Betrieb fördern
Der Bestand gemeldeter sozialversicherungspflichtiger Stellen ist im Kreis Herzogtum Lauenburg in diesem Jahr auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Lag die Zahl im Schnitt der ersten zehn Monate im Jahr 2007 noch bei 444, so ist deren Zahl seitdem auf aktuell durchschnittlich 1.188 gestiegen, hat sich also fast verdreifacht. „Die Unternehmen haben Aufträge und suchen Personal. Es fällt ihnen aber immer schwerer, bei abnehmender Arbeitslosigkeit neue geeignete Mitarbeiter zu finden. Sie suchen länger, bevor sie ihre Stellen besetzten können. Daher steigt die Zahl der Stellen in unserem Bestand“, erklärt die Agenturchefin. Insbesondere auf Ebene der Fachkräfte mache sich dies bemerkbar. „Für knapp siebzig Prozent der Stellen werden ausgebildete Fachkräfte gesucht. Insbesondere hier dauert es vor dem Hintergrund fehlender Fachkräfte länger, die Stellen zu besetzen“, so Grote-Seifert.
Um den Fachkräftebedarf zu decken, setzen viele Betriebe auf die Ausbildung junger Menschen. „Das ist ein richtiger Schritt, aber es gibt noch weitere Möglichkeiten. So können Unternehmen auch in der eigenen Belegschaft Mitarbeiter, die bislang noch keinen Berufsabschluss haben, zu den benötigten Fachkräften ausbilden. Hierbei unterstützen wir sie mit dem Programm WeGebAU*“, sagt die Chefin der Arbeitsagentur.
Wie das funktionieren kann, zeigt das Beispiel der Firma Walter Förster GmbH aus Geesthacht. Das Unternehmen stellt Metallteile für Kunden aus der Medizin-, Mess- und Regeltechnik, Energietechnik oder Luftfahrt her und ist über die Jahre gewachsen. Aktuell beschäftigt das Geesthachter Unternehmen rund 100 Mitarbeiter, über 40 mehr als noch vor zehn Jahren. Der Anteil der Facharbeiter in der Produktion ist dabei von 38 im Jahr 2007 auf jetzt 43 Prozent gestiegen. „Derzeit suchen wir Facharbeiter als Maschineneinrichter und einen Ingenieur. Allerdings gestaltet sich die Gewinnung von Fachkräften zunehmend schwieriger; teilweise dauert es mehrere Monate, bis freie Stellen besetzt werden können. Aus diesem Grund ist die eigene Ausbildung fester Bestandteil unserer Personalstrategie“, erklärt Iris Wilhelm, kaufmännische Leiterin und Prokuristin bei der Förster GmbH.
Aktuell hat das Unternehmen sieben Auszubildende, die zum Werkzeug- oder Zerspanungsmechaniker ausgebildet werden. „Aber es wird immer schwerer, geeignete Kandidaten für die Ausbildungen zu finden, da auch die Zahl der Bewerbungen für die Ausbildungsstellen rückläufig ist. Früher erhielten wir gut 40 Bewerbungen, heute sind es nur noch zehn“, berichtet Stanislaus Schmidt, Ausbilder und Leiter Werkzeugbau bei Förster.
Deshalb sei auch die Qualifizierung ungelernter Produktionshelfer in den Fokus gerückt. „Wir suchen bei ihnen nach den Entwicklungspotentialen“, sagt Wilhelm. So war es auch bei Pancrazio Ariano, der seit dem 15. September in der Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Förster ist.
Begonnen hatte der 26-jährige Italiener Anfang 2017 als Produktionshelfer bei Förster. Mit seinem italienischen Abitur in der Fachrichtung Bautechnik hat Ariano bislang nur Helferjobs finden können. Er fiel Iris Wilhelm aber bereits bei seiner Bewerbung und im Vorstellungsgespräch wegen seiner hohen Motivation und Leistungsbereitschaft auf. „Das übertrug sich dann auch auf seine Arbeit, wo er sehr gute Leistungen zeigte. Dazu kam sein fachliches Geschick und so haben wir ihm bereits nach drei Monaten eine betriebliche Ausbildung angeboten“, erzählt die kaufmännische Leiterin. In einem normalen Ausbildungsverhältnis hätte sich die Ausbildung jedoch nicht realisieren lassen: Ariano hätte mit der Ausbildungsvergütung seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten können.
Daher nahm die kaufmännische Leiterin Kontakt zu Dennis Gabriel, ihrem Ansprechpartner im gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter, auf. Mit seiner Beratung und Unterstützung konnte dann die Ausbildung über das Programm WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen) durch die Arbeitsagentur gefördert und realisiert werden. Für die Dauer der um ein Jahr verkürzten Ausbildungszeit erhält Ariano so seinen Lohn von der Firma Förster weiter, dazu werden die Kosten für die Berufsschule übernommen. Die Firma Förster bekommt als Ausgleich während der Ausbildung einen 50-prozentigen Zuschuss zum Arbeitsentgelt von der Agentur für Arbeit.
Ariano ist ebenso wie seine in Süditalien lebende Familie glücklich über die Möglichkeit, dass er eine Ausbildung machen kann. Besonders stolz ist sein Vater, der über 20 Jahre als Schweißer in Deutschland gearbeitet hatte, bevor er nach Italien zurückgekehrt war. Der 26-jährige investiert auch persönlich viel in die Ausbildung, besucht zum Beispiel an der Volkshochschule Abendkurse, um seine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern. Denn viel Zeit bis zur Zwischenprüfung hat er nicht. Die steht aufgrund der verkürzten Ausbildungszeit bereits im April nächstes Jahr an. Bei der Firma Förster hat Ariano unter den Mitarbeitern bereits eine Vorbildfunktion. „Bei uns hat sich ein weiterer ungelernter Mitarbeiter gemeldet, der sich für eine Ausbildung interessiert“, freut sich Wilhelm.
Die Chefin der Agentur für Arbeit erklärt zu dem WeGebAU-Förderprogramm: „Die Betriebe können mit dem WeGebAU-Programm ihre Mitarbeiter fördern und stärken zugleich die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Das ist immer eine win-win-Situation für Arbeitnehmer und Unternehmen.“
Abschließend weist Grote-Seifert darauf hin, dass das Förderprogramm auch von Kleinstbetrieben mit bis zu neun Mitarbeitern genutzt werden kann. „Gerade Kleinstunternehmen haben es häufig im Wettbewerb bei der Suche nach qualifiziertem Personal schwer. Um sie bei der Ausbildung eigener Mitarbeiter besser zu unterstützen, können wir bei ihnen die Weiterbildungskosten über das WeGebAU-Programm jetzt vollständig übernehmen“, erklärt sie.
Unternehmen, die sich für das Förderprogramm interessieren, sollten sich direkt an ihren Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service wenden oder den Arbeitsgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter über die kostenfreie Service-Nummer 0 800 4 55 55 20 kontaktieren.
*WeGebAU
Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt die Aus- und Weiterbildung von Arbeitnehmern in Unternehmen mit dem Programm "Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen" (WeGebAU). Gefördert werden Aus- und Weiterbildungen, die im Rahmen des bestehenden Arbeitsverhältnisses unter Fortzahlung des Arbeitsentgeltes durchgeführt werden. Die Weiterbildungen müssen für den allgemeinen Arbeitsmarkt verwertbare Kenntnisse vermitteln und für die Weiterbildungsförderung zugelassen sein. Ausgenommen ist die Förderung von Qualifizierungen, zu denen der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet ist.