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Offener Brief an den Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg und die Mitglieder des Haupt- und Innenausschusses

Sehr geehrter Herr Dr. Mager,

die Ausschreibung und Vergabe der Notarztversorgung im Kreis nötigt mich zu einer Stellungnahme im Name aller Notärztinnen und Notärzte des Vereins „Notärzte Herzogtum Lauenburg e.V.“ Wir sind enttäuscht und betroffen über die geplante Vergabe der notärztlichen Besetzung der Notarztwachen Ratzeburg und Mölln an das UKSH Lübeck ab dem 01. Januar 2022. Wir können nicht nachvollziehen, warum unser bisher tadellos funktionierendes Notarztsystem mit einem Federstrich buchstäblich abgewickelt werden soll.

Der Notärzte-Verein Herzogtum Lauenburg e.V. wurde 2007 als Kooperationspartner des DRK-Kreisverbandes gegründet. Der Grund war, dass schon damals in den Krankenhäusern  zu wenig qualifizierte Notärzte für die Dienste zu finden waren. Der Verein war ein bundesweit einmaliges Projekt, das stets immer besser wurde – und dies auf der Basis der von Ihnen verpönten Honorararzttätigkeit. Primär wurde der Standpunkt/Wache Mölln mit Notärzten aus dem Verein besetzt, später kam bei zunehmendem Notärztemangel auch teilweise der Notarzt-Standpunkt Ratzeburg dazu. Somit werden aktuell zuverlässig 2/3 der Notarzt-Standpunkte im Kreis überwiegend vom Verein besetzt!

Die hoch qualifizierten langjährig dem Kreis und seinen Bürgern treuen Notärzte des Vereins werden nun einfach aus dem Notarztsystem eliminiert. Dies geschieht mittels einer Ausschreibung, in der der Verein von vorneherein keine Möglichkeit hatte, sich auf die weitere Tätigkeit zu bewerben, auch nicht mit seinem Kooperationspartner, dem DRK- Krankenhaus Ratzeburg. Das ist unverständlich, deprimierend und verletzt uns sehr!

Ein alternativer Weg, wie eine ARGE unter Mitwirkung des Vereins, die von den Krankenhäusern Ratzeburg und Geesthacht vorgeschlagen wurde, wurde von Ihnen abgelehnt. Es ist eben daher nicht an dem, dass der Verein, dass die regionalen Krankenhäuser sich nicht bewerben wollten, sondern sie konnten es nicht im Rahmen der vorliegenden Ausschreibung.  Denn der zentrale Punkt ist die geforderte Überlassung von Notärzten als  Leiharbeitern. Die regionalen Krankenhäuser beschäftigen nun einmal kaum Notärztinnen und Notärzte, die sie verleihen könnten. Und die im Verein tätigen Notärzte machen dies nebenberuflich, eine Reduktion des Hauptberufes (Praxis, Krankenhaus) wäre nur bei einer Handvoll Ärzten überhaupt machbar. Woher sollten also der Verein oder die Krankenhäuser so schnell neue und qualifizierte Notärzte bekommen, mussten diese doch nach den Unterlagen schon zum Ende der Ausschreibungsfrist klar benannt sein? Wir fragen uns auch, wieso ein Honorarnotarztmodell, das überall im Land, sogar im Nachbarkreis Stormarn, erfolgreich zur Anwendung kommt, ausgerechnet im Herzogtum plötzlich illegal sein soll?

In der Zeitung waren nun Aussagen leitender Personen des Kreises zu lesen, mit der Vergabe der Notarztstandpunkte im Norden an das UKSH verbessere sich die Qualität der notfallmedizinischen Versorgung. Wir aktiven Notärztinnen und Notärzte sind bestürzt über derartige öffentliche Aussagen. Wir weisen jeden Zweifel durch medizinische Laien an der Qualität unserer medizinischen Behandlung zurück! In der Vergangenheit hat es nach unserem Wissen niemals relevante Beschwerden gegeben. Selbst der mittlerweile schon wieder ausgeschiedene Ärztliche Leiter Rettungsdienst Hr. Knispel hat sich nicht negativ geäußert.

Wir möchten festhalten: Im Verein Notärzte Herzogtum Lauenburg e.V. sind nicht nur durchweg Notärzte mit Facharztstandard, sondern lange Jahre im Rettungsdienst erfahrene Notärzte tätig, und damit verbunden, Notärzte mit sehr hoher Kompetenz aus der Theorie und Praxis. Damit nicht genug, einige Kollegen sind ebenfalls viele Jahre in der Luftrettung intensiv tätig, andere sind sogar Chef- oder Oberärzte der Anästhesie. Die einzigen beiden Leitenden Notärzte des Kreises gingen ebenfalls aus dem Verein hervor, die nun, da sie ab dem 01. Januar 2022 nicht mehr als Notärzte Notarzt im Kreis regelmäßig eingesetzt werden können, auch nicht mehr für die Tätigkeit als Leitender Notarzt im Kreis Herzogtum Lauenburg zur Verfügung stehen werden.

Ich möchte noch einmal  betonen, dass letztes Jahr alle anfallenden Dienste trotz der Corona-Pandemie komplett vom Verein besetzt wurden. Dies in einer Zeit, als alle Kliniken ihre Ärzte für die Arbeit in den Krankenhäusern benötigten und nicht freigaben.

Wegen des persönlichen Engagements zum Wohle der Bürger im Landkreis und wegen der allgemeinen Verbundenheit zur Region, in der die meisten Notärzte auch leben, hat der Verein so gut wie keine Ausfälle oder Austritte zu verzeichnen gehabt. Ein weiterer positiver Effekt, den wir immer wieder beobachten können, ist, dass die Bürger „ihre“ Notärzte wiedererkennen und sehr schätzen. Chronisch Kranke oder rezidivierend erkrankende Patienten sind wirklich froh, im Notfall wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen. So groß ist der Kreis der Notärzte nicht, und so entsteht gegenseitige Vertrautheit zu den Bürgern und umgekehrt zu den Notärzten. Vertrautheit entstand analog auch zum Rettungsdienstpersonal, den Arztpraxen, den KV-Ärzten und den Krankenhäusern.  

Ich schließe meine Ausführungen mit folgenden Worten: Die Notarzteinsatzfahrzeuge der Standpunkte Mölln und Ratzeburg gingen dank der notärztlichen Besetzung durch den Verein Notärzte Herzogtum Lauenburg e.V. seit 2007 nicht einen Tag außer Dienst  - zum Wohle der Bürger im Landkreis. Wir bedauern zutiefst, dass Sie, sehr geehrter Herr Landrat, beschlossen haben, diese Erfolgsgeschichte für die Region und ihre Bürger zu beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Rainer Richard, 1. Vorsitzender Notärzte Verein Herzogtum Lauenburg e.V.