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Schwarzenbeks Schullandschaft steht vor einem Wandel

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Schwarzenbek (sun). „Wir haben in Schwarzenbek diese Entwicklung der Schülerzahlen verschlafen, den alten Schulentwicklungsplan nicht ausreichend in den Gremien berücksichtigt“, bekannte Rüdiger Jekubik (SPD) in der von ihm geleiteten Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses am 22. Januar.

Das soll mit dem nun vorgestellten neuen Plan nicht wieder passieren, so Jekubiks Versprechen für die kommenden Jahre. Aber jetzt ist der Notfall an der Verbandschule Nordost da.

Der Ausschuss erteilte jetzt den Prüfauftrag an die Stadtverwaltung, ob die Realschule für schulische Zwecke reaktiviert werden kann, in Abstimmung mit dem Sonderausschuss und unter Berücksichtigung der VHS Schwarzenbek und der Stadtbücherei.

Zum Schulbeginn 2019/2020 wurden bisher 147 Kinder an der Grundschule Nordost angemeldet. Laut Unterlagen der Verwaltung liegen für die Grund- und Gemeinschaftsschule 45 Anmeldungen für die ersten Klassen vor. Schulleiter Andreas Hartung korrigierte diese Zahlen in der Sitzung auf aktuell 60 Kinder. In Nordost werden demnach sieben erste Klassen eingeschult, an der Breslauer Straße drei.

Dafür fehlen aber an der Grundschule Nordost sowohl Klassenräume, wie auch Mehrzweck- und Differenzierungsräume. Raum für die sehr gut besuchte Offene Ganztagsschule (240 Plätze) und Arbeitsplätze für die Lehrer fehlen ebenso. Die Mensa bietet ausreichend Platz bei einem Zwei-Schicht-Betrieb.

Die Raumnot in Nordost ist auch durch die Fremdnutzung mit dem Hort „Wolke 7“ sowie das Centa-Wulf-Förderzentrum entstanden. „Der Hort wird von 45 Schülern der Grundschule besucht, er gehört zur Schule“, betonte Kathrin Kipke, Fachbereichsleiterin Bildung, Sport & Kultur im Schwarzenbeker Rathaus. Darum steht der Auszug des Förderzentrums im Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen, um weitere Klassenräume einrichten zu können. In der Politik schlagen diese Überlegungen seit Wochen hohe Wellen. Von FWS, CDU oder FDP wurden Stellungnahmen veröffentlicht, die schnelle Lösungen ebenso fordern wie ein tragfähiges Gesamtkonzept. Nun drängt aber die Zeit. Bis zum Sommer muss eine Lösung geschaffen werden.

Im Sozial- und Kulturausschuss diskutierten die Vertreter der fünf Fraktionen mit der Schulrätin Katrin Thomas und den Leitern der Schwarzenbeker Schulen sachlich und im Einvernehmen auch mit der Stadtverwaltung. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir das Problem sehen und daran mit Nachdruck arbeiten“, betonte Jekubik mehrfach in Richtung der anwesenden Elternvertreter.

Gesucht: langfristige Lösung für das Centa-Wulf-Förderzentrum

Es soll eine Lösung gefunden werden, die auch die besonderen Anforderungen des Förderzentrums berücksichtigt. Überrascht waren Politik und Verwaltung von einem Gerücht, dass Schulleiterin Viola Hüfner künftig ihre Kollegen im früheren RotKreuzMarkt an der Schmiedestraße begrüßen soll. „Von uns ist dieser Vorschlag nicht“, machte Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig klar.

„Am Montag gab es ein internes, nicht öffentliches Gespräch mit der Verwaltung, der kommunalen Selbstverwaltung und den Schulleitern der betroffenen Schulen“, bestätigt Rüdiger Jekubik. „Es wurde dabei die Lage dargestellt und Ideen ergebnisoffen diskutiert. Mehr war nicht.“

Ob tatsächlich der Umzug der Centa-Wulf-Schule in einen Teil des 1.000 Quadratmeter großen Verwaltungstrakts der früheren Realschule möglich und sinnvoll ist, soll die Verwaltung nun prüfen. Dabei muss der in 2018 eingesetzte Sonderausschuss einbezogen werden, der den Umbau des seit Jahren leerstehenden Schule an der Berliner Straße zu einem Bildungs- und Kulturzentrum zum Ziel hat. Hemdsärmeligen Lösungen mit bordeigenen Mitteln erteilte Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig eine klare Absage. „Wir sind im öffentlichen Bereich und müssen die Maßnahmen ausschreiben.“ Vorschriften wie Brandschutz müssen selbstverständlich eingehalten werden.

Derzeit liegt keine Nutzungserlaubnis als Schule für das in 2016 zur Flüchtlingsunterkunft umgebauten Gebäude vor. „Die 1.000 Quadratmeter waren bisher für die Stadtbücherei vorgesehen. Wir brauchen dringend mehr Raum“, mahnte Bücherleiterin Patricia Fasheh. Auch wenn Synergien mit dem Förderzentrum und der ebenfalls eingeplanten Volkshochschule zu erwarten sind, ist das Schulgebäude erst nach einem Umbau die neue zentrale Bildungseinrichtung in Schwarzenbek. „Ich weiß nicht, ob das Förderzentrum schon im Sommer dort einziehen kann und Sie sich den Baulärm des nötigen Umbaus antun wollen“, wandte sich Rüdiger Jekubik an Schulleiterin Hüfner.

Schullandschaft in Schwarzenbek steht vor einem Wandel

Mittelfristig könnte die Wahlfreiheit der Eltern auf dem Prüfstand stehen. Schulrätin Katrin Thomas brachte eine Begrenzung der Klassenkapazitäten an den Schulen in die Debatte ein. „Es ist nicht unüblich, dass Schulträger die Zügigkeit ihrer Schulen begrenzen.“ Mal sei die eine Schule beliebt bei den Eltern, mal eine andere. Die Schulträger könnten nicht auf jede Entwicklung reagieren. Warum an der Grundschule als Teil der Gemeinschaftsschule weniger Anmeldungen erfolgen für die ersten Klassen, sei eine komplexe Fragestellung, die nicht allein am Zulauf zu messen sei. Das müsste man gemeinsam analysieren. Die Schulrätin bot dazu ihre Unterstützung an. „Aber für eine Qualitätsentwicklung, die durch Landesmittel unterstützt werden kann, muss Ruhe in der Schullandschaft herrschen. Dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.“

Rückläufige Anmeldezahlen haben vielfältige Gründe, ist Schulleiter Hartung sicher: „Schulen durchleben immer Höhen und Tiefen. Geben Sie uns Zeit.“ Mit der Einrichtung von zwei DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Klassen hat die Grund- und Gemeinschaftsschule eine gesellschaftliche Aufgabe übernommen. Dafür wünsche er sich mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit, so Hartung. Er wird im Sommer 2019 nach 14 Jahren als Schulleiter in Schwarzenbek in Pension gehen. Rüdiger Jekubik sprach sich für die SPD für den Erhalt beider Schulstandorte aus.

Ob die Grundschule dann noch zusammen mit der Gemeinschaftsschule in der Hand einer gemeinsamen Leitung liegt oder die beiden Grundschulen zu einer großen zusammengelegt werden oder als dritte Alternative die drei Schulen getrennt und von verschiedenen Schulleitern geführt werden, muss die Stadt zusammen mit dem Schulverband als Träger der Schulen in den kommenden Monaten entscheiden. „Eine Antwort muss her, wie die vakante Stelle ausgeschrieben werden soll. Das muss nicht in den nächsten 14 Tagen sein. Aber eine kommissarische Schulleitung sollte nicht länger als ein halbes Jahr dauern“, mahnte die Schulrätin.