Ausbau Elbe-Lübeck-Kanal: Nur ein großer Bluff?
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- Veröffentlicht: Montag, 02. September 2019 13:48

Kommt der Ausbau? Ist er überhaupt nötig?
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Witzeeze (wre). Der Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals ist im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes. Rund 1 Milliarde Euro würde der Ausbau mit Verbreiterung, Vertiefung und Begradigung kosten. Auch neue Schleusen und Brücken über den Kanal sind eingeplant. Aber ist der Ausbau überhaupt nötig, und wird überhaupt ernsthaft geplant? Der Bundestagsabgeordnete Dr. Konstantin von Notz (Grüne) hatte zu einer Gesprächsrunde eingeladen um Licht ins Dunkle zu bringen.
Auf der einen Seite waren als Befürworter die IHK mit Martin Krause und die Deutsche Binnenreederei mit René Oloff vertreten. Neben von Notz waren sein Fraktionskollege Oliver Krischer sowie Dr. Heinz Klöser (BUND), und Gerhard Boll (Grüne) eher skeptisch was den Ausbau angeht.
Kurzfristig abgesagt hat der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Enak Ferlemann (CDU). „Das ist wirklich sehr bedauerlich“, so von Notz, „denn er hätte uns auf den neuesten Sachstand bei den Planungen bringen können. Denn inzwischen hatte der Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann (CDU) schon verlauten lassen, er könne sich auch eine kleinere und damit günstigere Lösung vorstellen.
„Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) darf sich ja schon nicht mehr öffentlich äußern, daher ist es schade, wenn auch das Ministerium nichts mehr sagt“, so von Notz. „Es hätte ja nicht unbedingt ein Staatssekretär kommen müssen, irgendjemand der Kompetent ist hätte ja gereicht“, zeigt sich der Grünen-Politiker enttäuscht. Denn auch eine angefragte schriftliche Stellungnahme zur Planung gab es nicht. „Das ist keine angemessene Verhaltensweise eines Ministeriums“.
Für Oliver Krischer ist das verhalten aber klar. „Wenn das Ministerium nicht auftaucht, heißt das, dass es auch nichts zu sagen gibt. Der Bundesverkehrswegeplan ist stark überzeichnet. Zweidrittel der Projekte werden gar nicht umsetzbar sein. Und jeder, der sich in Berlin auskennt weiß, dass nicht ernsthaft am Ausbau gearbeitet wird.“
Das sieht Martin Krause anders. „Es gibt eine Planungsgruppe von 30 Personen. Die kosten viel Geld, das wird man nicht einfach so machen.“ Allerdings, ergänzt Krause, gäbe es wohl noch keine Termine, man prüfe aber verschiedene Szenarien.
Krause und René Oloff sind sich sicher, dass ein Ausbau sinnvoll wäre, um mehr Verkehr von der Straße zu holen. „Die Nachfrage ist da, es müssen aber Schiffe mit entsprechender Ladung durch den Kanal kommen können“, so Krause. Oloff ergänzt, dass das es kaum noch Schiffe für den Kanal gibt, die neuen Schiffe sind größer. „Es werden sicherlich nicht extra Schiffe nur für den Elbe-Lübeck-Kanal gebaut werden“, so Oloff, der auch anmerkt, dass die neuen Schiffe auch umweltfreundlicher sind. Gerhard Boll zieht aber keinen Bedarf für einen Ausbau, „der Kanal ist in einem guten Zustand“.
Die Forderung der Binnenschiffer sind aber längere Schleusen von 100 Metern und auch höhere Brücken von mindestens 4,50 Meter Durchfahrtshöhe. Dr. Heinz Klöser sieht die Zukunft wegen des Klimawandels eher bei kleineren Schiffen. „Wir müssen mit immer weniger Wasserstand rechnen“. Er bemängelt auch, dass der Kanal sehr breit sei, und daher für den Transport viel Fläche verbrauche. Die Bahn würde mit zwei Gleisen deutlich weniger Platz verbrauchen. Auch wenn dies von der Sache richtig ist, will von Notz dieses Argument nicht zählen lassen. „Eine versiegelte Fläche wie bei der Bahn ist nicht unbedingt mit einem Kanal zu vergleichen.“ Klöser sieht die Zukunft des Gütertransportes aber eher bei der Bahn. Dies sieht auch Gerhard Boll so. „Wenn man etwas an den Knotenpunkten machen würde, könnte noch deutlich mehr Güterverkehr auf die Schiene gebracht werden ohne das es großer Investitionen bedarf.“
Von Notz erklärte, dass er die ursprünglich geplante Größe des Ausbaues nicht nachvollziehen kann. „Wenn die Binnenschifffahrt aber sagt, wir brauchen größere Schleusen, dann bin ich gern zu Gesprächen bereit.“
Nach der Diskussionsrunde waren die Befürworter weiter von der Notwendigkeit des Ausbaus überzeugt, ebenso wie die Gegner von der Sinnlosigkeit, zumindest in dieser Größenordnung. Bedauert wurde aber von allen Seiten, dass es von Seiten des Ministeriums keine Stellungsnahme gibt. Die IHK plant aber zu dem Thema im kommenden Jahr eine Konferenz, und man ist sich sicher, dass sich dann auch das Bundesministerium zu den Planungen und der Durchführbarkeit äußern wird.