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Offensive Insektenschutz für eine zukunftsfähige Kulturlandschaft

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Ratzeburg (LOZ). In der Reihe öffentlicher Veranstaltungen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) “Zur Gesundung der Kulturlandschaft – was gilt es zu tun?” hatte dieser ins Burgtheater eingeladen. Den über 50 Besuchern wurde der Film “More than honey” vorgeführt und ein Kapitel aus dem Buch “Der Stumme Frühling” aus dem Jahre 1962 von Rachel Carson vorgelesen.

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Auf dem Podium wurden dann das auffällige Insektensterben und Kritikpunkte an einer konventionell-industriellen Landwirtschaft diskutiert. Margret Püttmann, Vorstandsmitglied im Landes-Imkerverband, machte deutlich, dass die Bienenhaltung immer aufwändiger und stark von der Rapsblüte abhängig sei. In der restlichen Sommerzeit reiche das Blütenangebot oft nicht aus, die Bienenvölker zu erhalten, so dass dann zugefüttert werden müsse.

Harald Quint, Biobauer des „Vogelfängerkaten Linau“ berichtete von seinen Maßnahmen für Solitärbienen mit Nistmöglichkeiten und partieller Grünlandpflege, so dass die Insekten immer nektarspendende Blüten vorfänden. Klaus Wegner, Mitglied im Vorstand des Kreisbauernverbandes, vertrat die Auffassung, dass der Export landwirtschaftlicher Güter und die Verwendung von Pestiziden, wie z.B. Glyphosat zur pfluglosen Ackerbewirtschaftung, in Deutschland zulässig sind und bleiben sollen. Er habe aber auch bemerkt, dass der Bestand an Insekten sehr zurückgegangen sei. Detlef Hack, Bauer vom „Lämmerhof“ in Panten, zeigte die Wirtschaftsweise nach dem Demeter-Zertifikat auf, die ökologisch nachhaltig und weltweit anwendbar sei. Die derzeitige Exportwirtschaft lehnt er ab, weil die klein- und mittelständigen Betriebe und damit auch die reich strukturierte Kulturlandschaft verloren gehen. Diese sei eine Grundlage für arten- und zahlreiche Pflanzen- und Tiergesellschaften.

In wenigen Gemeinden des Kreises, z.B. in Panten, wo es keine Flurbereinigung in den 1970er Jahren gab, sei diese reichhaltige Kulturlandschaft noch erlebbar. Bettina Best, Pädagogin und Grüne Kreistagsabgeordnete aus Alt-Horst registrierte immer weniger Insekten, auch Mücken, so dass Fliegengitter entbehrlich seien. Damit die Singvögel besser überleben und ihre Jungen aufziehen können, biete sie fast das ganze Jahr über Futter an. Hans-Heinrich Stamer, Vorstandsmitglied im Kreis-BUND, erläuterte, dass 100 Hektar große Schläge, die nur mit einer Marktfrucht bestellt würden, z.B. mit Raps, während der Blüte zwar ein großes Angebot für viele Insekten darstellen. Nach der Blüte aber sterben viele Bienen und andere Insekten aus Energiemangel bei dem Versuch, den Acker zu überfliegen, weil es dort keine Blüten-“Tankstellen” mehr gebe.

Ackerbeikräuter seien rar, totgespritzt worden. Abhilfe könne geschaffen werden durch eine modernisierte Dreifelderwirtschaft in jeweils insektenfreundlicher Schlagbreite von 72 Meter mit z.B. Weizen, Raps, Ackerbohnen, Gerste und Zuckerüben. Diese Produktionsflächen sollten ergänzt werden mit Streifen von zweijähriger Ackerbrache im Abstand der möglichen Flugstrecke von 288 Meter für nektarabhängige Insekten sowie mit Ackerrandstreifen.

Das Podium war sich einig darin, dass Information, Aufklärung und Ausbildung zum Thema Landwirtschaft und Naturschutz in der Gesellschaft intensiviert werden müssen. Zufriedenstellende Lösungen der angesprochenen Probleme, wie dem Bienensterben, können nur im Miteinander von Produzenten, Konsumenten und der besorgten Öffentlichkeit erreicht werden.

Es wurde die Frage aufgeworfen, ob noch Zeit sei, zuzusehen, wie Insekten, Amphibien, Echsen, Vögel und Säuger in großer Zahl wegsterben oder ob nun Taten erforderlich seien? Die Diskussion ergab, dass Naturschutz, speziell Bienenpflege und Insektenschutz, sofort und überall in Dorf und Stadt, im Garten und auf den Gemeindeflächen initiiert und intensiviert werden sollen. Der Kirche und dem Kreis als größte Grundeigentümer im Lauenburgischen fallen im Sinne von Schöpfungsbewahrung und Grundgesetz (Art 14 Abs.2 „Eigentum verpflichtet“) eine besondere Vorbildfunktion zu. Dazu wurde rückblickend auf die Veranstaltung vom 9. Februar mit Prof. Succow verwiesen, wo mit großer Mehrheit der fast 200 Teilnehmenden bereits drei Kernthesen verabschiedet worden waren:

  1. Wir möchten den ländlichen Raum als Heimat erhalten
    2. Es gibt einen Artenverlust, der menschengemacht ist
    3. Wir möchten einen interdisziplinären Arbeitskreis “Zur Gesundung der Kulturlandschaft” einrichten.
    Als weitere Kernthese wurde dann zur Abstimmung gestellt:
    4. Städte und Dörfer starten eine ökologische Offensive zum Insektenschutz für eine zukunftsfähige Kulturlandschaft.

Auch dieser These wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Moderator des Abends, Dr. Lutz Fähser, dankte für die sachkundige und faire Diskussion und lud zur Folgeveranstaltung am 27. März um 18.30 Uhr ins Burgtheater ein mit dem Thema “Das System Milch”.