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Geschichte und Geschichten bei den Lauenburger Senioren

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Lauenburg (LOZ). Der Seniorenbeirat Lauenburg vereinigt bei seinen Veranstaltungs-Nachmittagen überwiegend ältere Menschen im Mosaik. Geboten werden interessante Vorträge unterhaltenden oder belehrende Art. Teilnehmer gehen aus diesen Treffen in der Regel fröhlicher nachhause als sie gekommen sind. Die letzte Zusammenkunft litt allerdings unter den Witterungsunbilden, gerade als die Senioren sich anschickten, den Veranstaltungsort aufzusuchen, setzte Starkregen ein und der Vorsatz platzte. Darunter hatte auch der Referent Gunnar Green zu leiden, dessen Ankunft sich deutlich verspätete. Befürchtungen, dass er überhaupt nicht erschiene, hielten zwar die Veranstalter in Atem, erfüllten sich zum Glück aber nicht.

Die Veranstaltung fand statt, der Zuspruch hielt sich wegen des Wetters allerdings in Grenzen. Freuen durften sich die Besucher aber bereits zu Beginn. Der Seniorenbeirat durfte eine Besucherin begrüßen, die altersmäßig den Schnitt noch deutlich übertraf. Erstmals in diesem Kreis erschien Rosemaria Braun, mit 102 Lebensjahren eine der ältesten Bewohnerin des Landes Schleswig-Holstein.

Beiratssprecher Claus Beissner begrüßte die rüstige alte Dame diesmal persönlich. Die ist trotz ihres Alters noch sehr rüstig und ausgesprochen kess. Unseren Berichterstatter beschied sie kurz: „Bitte schreiben sie meinen Vornamen am Ende mit A, darauf hat früher bereits meine Mutter immer besonderen Wert gelegt“, das wurde ihm mit Nachdruck ans Herz gelegt. Also nicht Rosemarie, sondern Rosemaria, wurde also entsprechend ausgeführt. Nun ist diese Seniorin nicht auf den Kopf gefallen, im Kreise ihrer wesentlich jüngeren Freundinnen und Bekannten genoss sie diesen Nachmittag mit Vortrag und Musik.

Referent war der frühere Landwirt Gunnar Green aus der Nähe von Schleswig, der umgesattelt hatte und sich heute als Weltenbummler und Reisefotograf versteht und daraus einen neuen Beruf gemacht hat. Nun, seine Heimat ist nicht mehr das Feld, sondern die Welt. Fußspuren von ihm finden sich in Asien am Himalaya Gebirge und in Südamerika. Aber er hat nicht vergessen, dass es auch in Schleswig-Holstein und Dänemark schöne und dazu geschichtsträchtige Ecken gibt. Denen hatte er mit Lebensgefährtin und Hund nachgespürt, dabei uralte Pfade und Straßen benutzt, den alten Ochsenweg von Wedel nach Viborg in Dänemark. Deutsche und Dänen waren schon damals keine Vegetarier, sondern wussten Fleisch von Rindern und Ochsen zu schätzen. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden auf dieser Route jährlich bis zu 40.000 Ochsen von Viborg in die Nähe von Hamburg getrieben.

Nun finden sich hier in der Regel keine Rindviecher mehr, aber die Schönheiten der Landschaft und denkwürdige und prägende Ereignisse sind erhalten geblieben. Sie ließen sich von Gunnar Green auf seinem Trip wieder erwecken. Sein Weg führte ihn vom Roland-Denkmal in Wedel, einem Symbol bürgerlicher Freiheiten, vorbei an Industrie-Denkmäler wie der Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg, an Schlachtfeldern des Deutsch-Dänischen Krieges an den Düppeler Schanzen oder bei Idstedt über die Grenze der beiden Staaten bei Flensburg. Die tauschen heute keine Geschützsalven mehr aus, sondern begegnen sich einander friedlich und freundschaftlich als Europäer. Die Zuhörer durften auch die rührende Geschichte von einem treuen Hund zu seinem Herrchen erfahren, die auf diesem Pfad zu Freunden wurden.

Nun hätte der Referent noch eine weitere Stunde reden können, das Publikum wäre ihm auch auf diesem Weg gefolgt. Aber eine musikalische Strecke stand auch im Programm und dafür zuständig war Adrian Bartels, ein in der Elbestadt sehr bekannter fahrender Musikant. Eigentlich ein Solist an Harmonika und Keyboard, der sich diesmal der Unterstützung eines Trompeters versicherte hatte und nun zu einem fahrenden Duo wurde, begeistert gefeiert und nicht zum letzten Mal in Lauenburg engagiert. Die Stimmung war trotz des Wetters am Ende großartig, abzulesen an einer längeren Polonäse, die sich am Ende durch den Saal wälzte.