Durch Lauenburg fährt bald ein selbstfahrender Bus
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- Veröffentlicht: Freitag, 01. Dezember 2017 12:28

Bund fördert Testzentrum für autonom fahrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg
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Lauenburg (LOZ). „Der Kreis Herzogtum Lauenburg wird ab 2018 zum Testzentrum für autonom fahrende Busse auf öffentlichen Straßen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert das Projekt mit über 1,8 Millionen Euro. Bis Ende 2020 wird das Projekt laufen und insgesamt 2,2 Millionen Euro kosten, an dem sich auch der Kreis mit 177.000 Euro sowie die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein mit 155.000 Euro finanziell beteiligen werden. Projektpartner sind der Kreis Herzogtum Lauenburg als ÖPNV-Aufgabenträger, die Technische Universität Hamburg als wissenschaftlicher Partner und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein als Betreiber“, sagt Norbert Brackmann, der das Projekt von Beginn an unterstützt und auch die Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ermöglicht hat.
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„Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Erprobung von autonom fahrenden Bussen auf einer festgelegten öffentlichen Teststrecke im Kreis Herzogtum Lauenburg, mit echten Fahrgästen und im echten Straßenverkehr. Eine geeignete Strecke wird im Stadtgebiet von Lauenburg eingerichtet, wo die Hersteller von automatisierten und autonom fahrenden Bussen unter realen Bedingungen testen können. Die Strecke in Lauenburg soll durch die Unter- und Oberstadt führen. Besonders reizvoll ist diese Strecke, weil die Altstadt dicht bebaut ist, die Straßenführung ungleich und mit einer enormen Steigung bzw. einem Gefälle hohe Ansprüche an die Technik stellt. Zum Einsatz kommen Kleinbusse. Serienreife Fahrzeuge werden derzeit von zwei Herstellern gebaut, Navya und Easymile. Diese haben auch bereits ihre Mitwirkung im Rahmen des Projektes erklärt, da es die Möglichkeit bietet ihre Technik im öffentlichen Raum, unter Realbedingungen, in einer anspruchsvollen Teststrecke weiterzuentwickeln. Was dann im Kleinen funktioniert, kann auch ins Große übertragen werden – so der Nutzen des Projektes. Das Projekt vor den Toren Hamburgs wird einen wichtigen Beitrag für das autonome Busfahren leisten und vielleicht der Startschuss sein, den Busverkehr in Schleswig-Holstein und Hamburg zu automatisieren und letztendlich autonom fahren zu lassen“, erklärt Norbert Brackmann.
„Vollständig autonomes Fahren gilt vielerorts noch als Zukunftsmusik. Wir machen heute aber erste wichtige Schritte in diese Zukunft. Der Bund fördert bundesweit zahlreiche Forschungsprojekte. Es gilt Technologien zu erproben, die Technik unter Realbedingungen und in verschiedenen Szenarien zu testen, Erfahrungen zu sammeln. Ein wichtiges Projekt auf dem Weg in die autonom fahrende Zukunft wird im Kreis Herzogtum Lauenburg stattfinden. Denn hier wird auf öffentlichen Straßen der Betrieb eines autonom fahrenden Busses getestet. Das Projekt ist einzigartig. Es gibt zwar im Kreis Nordfriesland ein zweites Projekt, welches vom Bund seit Juli 2017 gefördert wird. Doch das Mobilitätskonzept dieses Projektes ist vollkommen anders. Beim Projekt „NAF-Bus“ in Nordfriesland steht das Ziel im Vordergrund, autonom fahrende Busse ohne feste Routen und Fahrpläne zu testen, die einzig durch die Nachfrager gesteuert werden. Im Lauenburgischen wollen wir hingegen den autonom fahrenden Linienbusverkehr testen. Feste Fahrpläne und Routen sind anspruchsvoll, da sie im normalen Straßenverkehr auch auf unterschiedliche Situationen angepasst werden müssen. Wir wollen aber nicht bei der Erprobung stehen bleiben, sondern das Projekt im Anschluss an die Förderung in einen dauerhaften Linienbusverkehr überführen,“ kündigt Norbert Brackmann bereits für die Zeit nach dem Projekt an.
Das Projekt im Kreis Herzogtum Lauenburg sowie jenes im Kreis Nordfriesland konnten nur durch den Einsatz von Norbert Brackmann im Haushaltsausschuss gefördert werden. In den Beratungen zum Haushalt 2017 setzte Brackmann als Hauptberichterstatter für den Etat des Verkehrsministeriums durch, dass aus dem Bundeshaushalt auch „Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) des städtischen und ländlichen Raumes zu finanzieren“ ist. Durch diese explizite Nennung im Haushaltsgesetz und der Aufstockung der Haushaltsmittel um 5 Millionen Euro auf 25 Millionen Euro, war das Bundesverkehrsministerium dazu angehalten, entsprechende Forschungsprojekte in 2017 zu fördern.
„Das Förderprogramm des Bundes war ursprünglich nur auf die Idee ausgereichtet, das automatisierte Fahren für Autos zu erproben. Das halte ich aber für zu kurz gedacht. Gerade im öffentlichen Personennahverkehr kann automatisiertes Fahren zu tiefgreifenden Veränderungen führen. Wir sehen es beim Projekt in Nordfriesland, wo ein Busverkehr auf Abruf getestet wird. Im Kreis Herzogtum Lauenburg werden wir den autonom fahrenden Linienbusverkehr testen. Mit beiden Projekten können wir die typischen Probleme im ländlichen Raum beheben. Wir können die Menschen in ländlichen Regionen häufiger und flexibler mit Bussen befördern, sie somit besser an die Städte und den Fernverkehr anbinden.“, sagt Norbert Brackmann, der die Vorteile für die Menschen in Schleswig-Holstein sieht.