Kunst in Lauenburg: Pavillon ohne Dach
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- Veröffentlicht: Dienstag, 23. Mai 2017 16:56

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Lauenburg (LOZ). Ein ungenutzter Pavillon in der Fußgängerzone von Lauenburg hat das Interesse von Clemens Behr auf sich gezogen. Der in Berlin lebende Künstler hat eigens für diesen Ort eine temporäre Installation geschaffen, die bis27. August im Stadtraum verbleiben wird. Behr wurde von Marita Landgraf, Künstlerische Leiterin am Künstlerhaus Lauenburg eingeladen, das erste Projekt der Stadtgalerie Lauenburg im öffentlichen Raum zu realisieren.
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Seit 2017 verzichtet die Stadtgalerie Lauenburg auf einen festen Innenraum, um mit der Stadt und seinen Bewohnern in einen offenen Dialog über zeitgenössische Künste zu treten sowie eine Auseinandersetzung mit der Identität des Ortes anzuregen. Dies ist ebenfalls eine thematische Zielsetzung, die das Offene Atelier des Künstlerhauses in verschiedenen Workshops verfolgt.
Der Titel „Pavillon ohne Dach“ steht symbolisch für die Funktionslosigkeit des Pavillons. Ohne ein Dach ist ein Gebäude seiner Grundfunktion beraubt, die vor allem darin besteht den Innen- vom Außenraum zu trennen und Schutz vor Wettereinflüssen zu bieten.
Clemens Behr richtet seine Aufmerksamkeit auf die Leere und Absurdität der architektonischen Funktion wie Konstruktion, ein Relikt der Platzgestaltung an der Alten Wache aus den frühen 1960er Jahren.
Ein hängendes Gerüst aus Dachlatten, überspannt und umwickelt mit Stretchfolie bildet die Grundstruktur der Arbeit von Clemens Behr. Die preiswerte schwarze Folie erinnert an Müllsäcke, was den ephemeren Charakter der Arbeit aufnimmt. Mit der jeweiligen Farb- und Materialwahl reagiert der Künstler auf die bestehende Konstruktion des Pavillons und die örtlichen Gegebenheiten. Diese und sich zufällig ergebende, intuitive Elemente leiten die Entstehung der Installation.
Durch das Zusammenfügen der verschiedenen Materialien entsteht eine collagenartige Skulptur, die aus der Architektur hinauswächst beziehungsweise herausbricht. Clemens Behr nutzt für seine temporären Außen- und Innenrauminstallationen, die er selbst als räumliche Malerei bezeichnet, alltägliche Materialien oder Dinge aus dem baulichen Kontext wie Sperrholz, Dachlatten, Pappe, Fliesen und Klebeband. Diese - teils farbig, teils roh - werden von ihm zu komplexen architektonischen Gebilden zusammengesetzt und sind teilweise begehbar. Seine Arbeiten, konstruiert aus unzähligen Linien und Flächen, entstehen immer für einen bestimmten Ort und gehen eine Interaktion mit dem umgebenden Raum ein. In ihnen ist die Gleichzeitigkeit von Konstruktion und Dekonstruktion, von Formgebung und Formauflösung angelegt.
In den Werken von Clemens Behr werden Bezüge zum Grafikdesign, zu Streetart, Origami oder Kubismus sichtbar, aber auch zu konkreten künstlerischen Vorbildern wie Kurt Schwitters „Merzbau“.
Clemens Behr, geboren 1985 in Koblenz, hat von 2006 bis 2010 Graphik Design an der Fachhochschule Dortmund, von 2008 bis 2009 Bildende Kunst an der Universitat de Barcelona und von 2011 bis 2016 an der Universität der Künste Berlin (Meisterschüler) studiert. Er lebt und arbeitet in Berlin. Er hat zahlreiche Projekte im In- und Ausland realisiert, u.a. in New York, Litauen, Berlin, Mailand, Barcelona, Sao Paulo, Wien und Marrakesch.