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EZB, Brexit, Trump, Zinswende: Was passiert eigentlich mit unserem Geld?

Topökonom Prof. Dr. Dr. Hans-Werner Sinn war zu Gast in Lauenburg

 

Lesezeit: 4 Minuten

Lauenburg (LOZ). Rund 270 Gäste fanden sich im Mosaik in Lauenburg ein, um dem Topökonom Prof. Dr. Dr. Hans-Werner Sinn bei seinen Ausführungen über die Finanzmärkte zu lauschen. Eingeladen zu dem Vortrag mit anschließender Diskussion hatten die Raiffeisenbank eG Lauenburg/Elbe und der Verband und Serviceorganisation der Wirtschaftsregionen Holstein und Hamburg e.V. (VSW).

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Mit viel Applaus sollte eigentlich der Moderator des Abends, Norbert Brackmann, begrüßt werden. Brackmann war jedoch als Hauptberichterstatter des Einzelplanes 12 des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur in Berlin gebunden. Per Videobotschaft wünschte er den Gästen einen kurzweiligen Abend und einen spannenden Vortrag.

Für ihn sprang kurzfristig die Abteilungsleiterin der Unternehmenskommunikation / Public Affairs von Edeka Nord, Frau Marion Grundmann, ein. Die Lauenburgerin betonte ihre Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt und verriet dem Publikum: auch sie war schon sehr auf die Ausführungen des Prof. Sinns gespannt.

Bevor Prof. Sinn mit seinem Vortrag begann, stellte Marion Grundmann die Vertreter der Raiffeisenbank und des VSW vor.

Nicole Marquardsen, Geschäftsführerin des VSW, gab einen kleinen Einblick in ihr Tätigkeitsfeld des Verbandes. Hier ist besonders die juristische Vertretung der Mitglieder in Personalfragen hervorzuheben.

Michael Voigt, Vorstandsvorsitzender des VSW, gab eine Einschätzung der momentanen wirtschaftlichen Lage der Region. Er betonte, dass es den meisten Betrieben im Süden Holsteins und Hamburgs besser gehe, als im Rest des Landes. Allerdings würden die Sanktionen gegen den russischen Markt dem holsteinischen Mittelstand schwer zu schaffen machen.

Thomas Göthling, Vorstand der Raiffeisenbank, gab eine Einschätzung der momentanen Situation. Er betonte, dass die Kunden sich Dank der topausgebildeten und kompetenten Berater auf ihre Raiffeisenbank verlassen könnten. Er habe kein Geheimrezept um der Krise zu trotzen – lediglich ein Erfolgsrezept: eine top Mannschaft. Doch auch die Raiffeisenbank stehe vor Herausforderungen – insbesondere vor jenen, die durch die Brüsseler Regulatorik entstehen. Auch wenn es eine Diskussion über die Entlastung der kleinen und mittleren Banken gäbe, glaube er jedoch nicht, dass diese Entlastung kommen würde.

Auch der Prokurist der Raiffeisenbank Christoph Haase, Leiter Privatkunden und Leiter der Vertriebssteuerung, betonte die exzellenten Berater der Bank. „Unsere Raiffeisenbank funktioniert nur, weil alle bereit sind über den Tellerrand hinauszuschauen“, verriet er.

Göthling und Haase waren sich einig: Prof. Sinn wird den Finger in die Wunde legen. Thomas Göthling ging sogar noch einen Schritt weiter: „Ich glaube wir werden mit einer anderen Sicht auf die Dinge heute Abend nach Hause gehen.“

Raiffeisenbank und VSW betonten, dass sie sich ideal ergänzen würden, da sie den Mittelstand im Fokus haben.

Mit farbigen Karten animierte Marion Grundmann die Zuhörer bei einigen Themen abzustimmen. Der Großteil des Publikums zieht es bei dem derzeitigen Zinsstand vor Investitionen zu tätigen. Doch auch das kleine Lager der Sparer hatte seine Anhänger.

Prof. Sinn wurde im Anschluss unter tosendem Beifall auf der Bühne empfangen. Und wie die Bankvertreter bereits vermuteten, legte Prof. Hans-Werner Sinn den Finger in die Wunde:

Seit einigen Jahren bereits taumelt Europa von einer Krise in die nächste. Allen Beschwichtigungen zum Trotz verlieren Deutschland und die europäischen Staaten des Nordens durch den Euro unaufhörlich Milliardenvermögen zugunsten überschuldeter Volkswirtschaften in Südeuropa, deren Zahlungsfähigkeit er deutlich schlechter einstufte als gängige Ratingagenturen und die EU.

Durch den Austritt Englands aus der EU habe sich die Sperrminorität des D-Mark-Blocks auf die pleitebedrohten Südstaaten verlagert. Für Prof. Sinn ein Horrorszenario, vor dessen Bedeutung er eingängig warnte.

Er legte daher nach einer Analyse einen Teil seines kompakten 15-Punkte-Programms zur Neugründung Europas vor. Darin machte er auch vor einschneidenden Vorschlägen nicht halt, etwa der Drohung einer Änderungskündigung der EU-Verträge, um das europäische Zentralbankensystem zu reformieren und die Migrationsströme unter Kontrolle zu bringen.

Nur so, davon ist Sinn überzeugt, kann eine weitere Verschärfung der europäischen Krise vermieden werden.

Nach seinem fast zweistündigen Vortrag stellte sich Prof. Sinn noch den Fragen des Publikums. Ob es die Frage nach Anlageratschlägen einer Kleinanlegerin in einem Vieraugengespräch war oder kritische Fragen im Plenum – Prof. Hans-Werner Sinn scheute sich nicht davor, Antworten zu geben.

Vielen Gästen war die Signatur des vor Ort erworbenen Buches „Schwarzer Juni“ von Prof. Sinn so wichtig, dass sich meterlange Schlagen bildeten. Zum einen vor dem Stand der Schwarzenbeker Buchhandlung „Lesezeit“ und zum anderen vor dem Platz Prof. Sinns für die Signatur. Der kleine Moment mit dem weltbekannten Mann nutzten alle noch einmal für einen kleinen Plausch oder die Stellung kurzer Fragen.

Ein gelungener Abend, wie Moderatorin Marion Grundmann bemerkte, der vielen noch lange im Gedächtnis bleiben werde. Denn eine solche Koryphäe trifft man nicht jeden Tag in Lauenburg.