Fehler
  • Das Template für diese Ansicht ist nicht verfügbar! Bitte einen Administrator kontaktieren.

Rückläufige Schülerzahlen am BBZ

Schulleiter Keller fordert Unterstützung für duale Ausbildung von Politik und Gesellschaft

Lesezeit: 5 Minuten

Mölln (sun). Dass die Schülerzahlen des Beruflichen Bildungszentrums (BBZ) Mölln rückläufig sind, machte die Diskussion der vergangenen Monate um die Außenstelle des BBZ in Geesthacht deutlich. Schulleiter Ulrich Keller und Landrat Dr. Christoph Mager hatten zu einer Pressekonferenz ins die Möllner Räumlichkeiten eingeladen, um über die aktuellen Herausforderungen in der dualen Ausbildung am BBZ zu berichten und Perspektiven aufzuzeigen.

Schulleiter Keller wandte sich dabei mit der deutlichen Forderung an Politik und Gesellschaft, den Fokus von der rein schulischen Ausbildung auf das seit vielen Jahrzehnten erfolgreiche Modell der dualen beruflichen Ausbildung in Berufsschule und Ausbildungsbetrieb zu lenken. „Die Bereitschaft, eine duale Ausbildung zu beginnen ist bei Schülern der zehnten Klassen von 40 Prozent im Jahr 2013 auf jetzt 15,7 Prozent gesunken. Das ist eine dramatische Entwicklung“, bedauert Ulrich Keller.

Mölln ist zentraler Standort beruflicher Bildung

Seit mehr als 125 Jahren wird in Mölln berufliche Bildung angeboten. Zuerst in der Landwirtschaftsschule, in der heute die kaufmännische Ausbildung ansässig ist. Später folgten Ausbildungsangebote an verschiedenen Standorten, bevor das BBZ an zentraler Stelle entstand.

In Hochzeiten besuchten über 4.000 Schüler das Möllner BBZ mit den beiden Außenstellen in Mölln und Geesthacht. Aktuell sind es knapp 3.700 Auszubildende, aber auch angehende Abiturienten, die von 238 Lehrkräften in fünf verschiedenen Schularten unterrichtet werden. „Wir bieten durchgehende Bildungsketten an. Zu jedem Abschluss gibt es eine Anschlussmöglichkeit“, erläutert Keller.

Auf verschiedenen Wegen kann der Start in das Berufsleben gelingen. Klassisch ist der Einstieg nach dem Schulabschluss in der allgemeinbildenden Schule mittels eines Ausbildungsvertrags mit einem regionalen Betrieb. Der schulische Ausbildungsteil erfolgt im BBZ. Hier werden in Übungswerkstätten auch überbetriebliche Ausbildungen angeboten. Handwerkliche Grundbegriffe der Maler, Tischler, Bauhandwerker, KFZ-Mechatroniker werden hier vermittelt. Über ein immer mehr nachgefragtes Einstiegsangebot werden die Schüler auf die betriebliche Ausbildung vorbereitet.

Perspektiven Geflüchteter am BBZ

„Wir passen uns mit unserem Ausbildungsangebot den Forderungen der Wirtschaft an“, so Ulrich Keller. Ihm steht für die vielfältigen Aufgaben ein Budget zur Verfügung, so dass durch Querfinanzierungen neue Wege beschritten werden können. So startete das BBZ Ende 2014 bereits ein DaZ (Deutsch als Zweitsprache) -Angebot für junge Flüchtlinge, die der Schulpflicht entwachsen waren. Heute besuchen 310 Geflüchtete ab 16 Jahren aus dem gesamten Kreisgebiet das BBZ, fünf DaZ-Klassen bieten Sprachunterricht. 51 Geflüchtete besuchen normale Berufsschulklassen, 36 Schüler streben das Abitur am beruflichen Gymnasium an. Zur Unterstützung bietet das BBZ am Freitag achtstündigen, berufsbezogenen Deutschunterricht an. Die Schüler aus 17 Nationen lernen neben handwerklichen Fertigkeiten vor allem die deutsche Sprache, ausgerichtet auf die betrieblichen Erfordernisse. Aber auch kulturelle Unterschiede werden thematisiert wie pünktlicher Arbeitsbeginn. „Wir machen sehr gute Erfahrungen mit den Geflüchteten, die hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan kommen“, so Matthias Links. „Das sind sehr motivierte Schüler, die sich zielgerichtet anstrengen.“

Neubau der Werkstätten für 25 Millionen Euro

Der Kreis Herzogtum Lauenburg investiert 25 Millionen Euro in den Neubau der Werkstätten. „Das Land gibt 1,6 Millionen Euro dazu, denn Rest trägt der Kreis“, erklärt Landrat Dr. Mager. Die alten Räume mussten abgerissen werden, weil die Gebäude aus den 1960-er Jahren nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprachen. Im Jahr 2020 soll der Neubau stehen. „Wir sind gut im Zeitplan“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Matthias Links. Weitere Sanierungsmaßnahmen im BBZ an der Kerschensteinerstraße in Mölln werden im Jahr 2022 abgeschlossen sein.

Der Geesthachter Standort wird bis zum Jahr 2020 aufgelöst. „Der Beschluss dazu ist gefasst, das Konzept steht und wird jetzt umgesetzt“, betont Schulleiter Keller. Die Schülerzahlen für das Geesthachter Angebot waren deutlich rückläufig. Der letzte dreijährige Abiturjahrgang startete im Sommer 2017. Seitdem werden keine neuen Schüler mehr angenommen. Künftig werden die Ausbildungsgänge in Mölln gebündelt, um diesen Standort zu stärken.

Nachfrage nach Ausbildung in Pflege und Erziehung zu gering

Auch für die Ausbildung zur Pflegeassistenz ist die Nachfrage gering. „Dieser Abschluss führt nicht zu einem tarifgebundenen Arbeitsplatz, anders als beim Altenpfleger oder Krankenpfleger. Außerdem ist das Image der Altenpflege schlecht, auch wenn alle wissen, dass Personal dringend gebraucht wird. Darum ist die Nachfrage nach dieser Ausbildung gering.“

Auch für die rein schulische Ausbildung zum Erzieher oder zur sozialpädagogischen Assistentin ist deutlich weniger nachgefragt, als die vielen offenen Stellen in den Kindertagestätten vermuten lässt. In Baden-Württemberg oder Mecklenburg- Vorpommern verfolgt man Konzepte dualer Ausbildungen, so dass schon während der Ausbildung Geld verdient wird. Auch in Schleswig-Holstein werde über neue Angebote für Kita-Personal nachgedacht. „Aber da müssen noch dicke Bretter gebohrt werden“, fürchtet Schulleiter Keller.

Info-Angebot schon an die Grundschulen

„Wir wollen die Vielfalt unseres Ausbildungsangebots erhalten. Darum werben wir schon in den vierten Klassen der Grundschulen für betriebliche Ausbildungen“, so Ulrich Keller. Zehnjährige Schüler können sich in den Werkstätten einen Eindruck davon verschaffen, dass sie mit ihren eigenen Händen etwas schaffen können wie eine Mauer oder ein Wandanstrich. Infomessen nimmt das Team des BBZ regelmäßig wahr, um Schüler und Eltern über das umfangreiche Angebot der beruflichen Bildung aufzuklären.

Ulrich Keller fordert: „Die Berufsausbildung muss wieder mehr in den Mittelpunkt der Bildungspolitik gestellt werden. Nicht alle Kinder schaffen das Abitur, die Quote der Studienabbrecher ist auf einem Rekordniveau. Die Meister und Gesellen sind doch das Rückgrat unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Das muss gestärkt werden.“